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KinderbeteiligungWarum Kinderbeteiligung?
Unsere Aufgabe besteht darin, die Kinder bei ihrer Auseinandersetzung mit der Welt zu unterstützen, wobei alle ihre Fähigkeiten, Ausdrucksweisen und Kräfte eingesetzt werden. Wenn Gemeindeverantwortliche und Architekten den Schulhof für die Kinder planen, bauen und ihnen fertige, erwachsene Lösungen präsentieren, die nicht unbedingt den kindlichen Bedürfnissen gerecht werden, so ist dies ein Beitrag zur Erziehung zum Konsum. Ein Grund, Kinder an der Schulhofgestaltung zu beteiligen ist der, dass sie nicht unbedingt mit der für sie vorgefertigten Lösung einverstanden sein müssen. Sie sollten beizeiten lernen, kritisch zu denken und sich selbst Gedanken zu machen, wie und wo sie gerne spielen wollen. Die kindliche Fantasie birgt erstaunliche Möglichkeiten, die beim Erwachsenen oft verkümmert sind. Beteiligt man Kinder an einem Projekt, so kann dies bereichernd sein, da Kinder in ihrem Ideenreichtung Vorschläge und Lösungen finden, die dem Erwachsenen so nicht eingefallen wären. Mit den Kindern reden und sie um ihre Meinung fragen heißt, die Kinder ernst zu nehmen. Wer sich ernst genommen fühlt, kann ein viel stärkeres Selbstwertgefühl entwickeln, was bekanntlich suchtpräventiven Charakter haben kann.
Die Wichtigkeit der Kinderbeteiligung
Wer Kindern Kultur wegnimmt, hindert sie groß zu werden, hält sie klein, erklärt sie für unwichtig, macht sie unmündig, ja, setzt sie der Gefahr aus, geistig zu verkümmern. Demokratische Prozesse sind Teil unserer Kultur, unserer westlichen Identität. Leider sind Kinder von Entscheidungsprozessen gänzlich ausgeschlossen, wodurch wir sie klein halten und nicht zur Verantwortung erziehen. In Zukunfstwerkstätten können Kinder zu Mitbestimmung und Beteiligung herangezogen werden. Es geschieht dies in drei Phasen: in der Kritikphase, der Utopiephase und der Realisierungsphase. Die Beteiligung der Kinder führt zur Erhöhung der Identifikation mit der Gemeinde in der es lebt, seinen Einrichtungen und letzlich zur Übernahme von Verantwortung. Orte, die von Kindern mitgeplant wurden, werden besser genutzt und werden weniger zerstört. Kinderbeteiligung ist eine wirksames Mittel Vandalismus vorzubeugen. Gemeinsam mit den Kindern sollen die LehrerInnen, Eltern und Gemeindeverantwortliche den Schulhof kindern- und naturfreundlicher planen und später auch gemeinsam gestalten. Kinder wissen sehr wohl, was ihnen fehlt. Sie sind Experten in eigener Sache und sollen die Chance bekommen, sich über ihren Schulhof, in dem sie so viel Zeit verbringen, Gedanken zu machen. Die Erwachsenen (Gemeindeverantwortliche, Lehrer und Eltern) sollen ihnen das nötige Umeld schaffen, damit sie sich ihren Traum-Schulhof erträumen können. Die Kinder lernen so Verantwortung zu übernehmen und erkennen, dass es viel mehr Spaß macht, selbst etwas zu schaffen als Bestehendes zu konsumieren.
Das Konzept
Bewegung und Ruhe
Nicht unwesentlich ist die Frage, wie die Ruhepausen ausgefüllt werden. Selbstverstänlich muss jede Fortsetzung der in den Schulstunden geübten geistigen Tätigkeit darin ausgeschlossen werden, und eine wirksame Aussicht der Lehrer hat dafür zu sorgen, dass die Schulzimmer verlassen und keinerlei Arbeitsmittel in den Pausen benutzt werden, denn eine wirkliche Erholung wird in erster Linie durch eine völlige körperliche und geistige Ruhe gewährleistet, sodann aber durch leichte Beschäftigung, die annähernd einen Ausgleich der Ermüdungswirkungen ermöglicht. An erster Stelle werden für die Schulen die Spiele zu nennen sein, welche die Schüler spontan und ohne irgendwelche Einmischung des Lehrpersonals untereinander veranstalten. Doch ebenso gut mögen andere sich mit anderen unterhalten, langsam in dem Schulhofe herumschlendern; wer aber ruhig sehen oder sich setzen will, darf auch daran nicht gehindert werden. Auch hier muss der Individualität die weiteste Rücksich getragen werden.... Dieses Zitat gibt in etwa wieder, was den kindlichen Bedürfnissen nach Erholung in der Pause entspricht. Nicht alle Kinder haben die gleichen Bedürfnisse; während einige Kinder in der Pause Erholung in der Bewegung finden, ziehen andere Kinder die Ruhe vor und möchten nicht herumrennen und toben, sie ziehen ruhige Spiele vor oder suchen das Gespräch mit Freunden. Andere Kinder hingegen sind sehr kreativ und erfinden ihre Spiel selbst. Alle Kinder lieben die Natur, sie erholen sich bei Hecken, Bäumen und Sträuchern. Ein gut gestalteter Schulhof sollte demnach in 4 Zonen gegliedert sein: das Spiel, die Kreativität, die Ruhe und die Natur.
Die Workshops mit den Kindern in Roodt-Syr
Aus den oben genannten Gründen entschied die Arbeitsgruppe Schulhof Workshops mit den Kindern zu organisieren.
In einer ersten Phase leisteten die LehrerInnen aus Roodt-Syr wertvolle Vorarbeit, indem sie sich mit ihren jeweiligen Klassen in den aktuellen Schulhof begeben und konkret zwei Fragen stellten:
Die Umfrage wurde während der Schulstunden gemacht, da wir nur so eine repräsentative Umfrage von allen Kindern erhalten konnten. Außerdem sollten die Kinder für die Teilnahme an den Workshops motiviert und die Eltern informiert werden. Diese Umfrage, die aufgelistet, für alle Kinder sichtbar in der Schule aufgestellt wurde, bildete die Basis für den ersten Workshop. In den 3 Workshops, die immer Samstag morgens im Mai, Juni und Juli 2004 stattfanden, beteiligten sich jeweils etwa 50 Kinder. Die Meckerrunde aus der repräsentativen Umfrage, bildete die Grundlage für den ersten Workshop. Ein Brainstorming, sollte darüber Aufschluss geben, was die bevorzugten Spiele der Kinder in der Pause sind. Alle Ideen und Wünsche wurden in einer Hitparade der Lieblingsspiele aufgelistet und ausgewertet, sie sollten die Grundlage für Workshop 2 bilden. Zum Abschluss begaben sich die Kinder auf eine Fantasiereise,in der sie sich ihren Lieblingsplatz im Schulhof vorstellten und diesen anschließend malten. Im Workshop 2 wurde die Hitparade der Lieblingsspiele der Kinder erstellt. Ihnen wurden die 4 geplanten Zonen (Spiel, Ruhe, Kreativität, Natur) erklärt, nun sollten die Kinder ihre Bilder aus Workshop 1 den 4 Zonen zuordnen und sich bewusst machen, in welcher Zone des Schulhofs sie sich am wohlsten fühlten. Abschließend sollten die Kinder ihren Traumschulhof auf vier Maquetten darstellen. Hierbei bewiesen sie unglaublich viel Fantasie und Kreativität. Alle Kinder arbeiteten hochkonzentriert und waren mit Begeisterung bei der Sache. Verblüffend war die Ruhe, mit der die Kinder zu Werke gingen, alle waren sehr diszipliniert und durften durchaus stolz auf das Geleistete sein. Das Ergebnis der Workshops beweist, dass Kinder durchaus ihre eigenen Vorstellungen haben, wie ihr Schulhof aussehen sollte. Indem sie am Projekt beteiligt sind, können sie sich besser mit diesem identifizieren und dies ist eine wichtige Voraussetzung damit sie den Schulhof später respektieren.
Man sollte jedoch darauf verzichten, Kinder zu früh in die Planung einzubeziehen. Die beteiligten Erwachsenenen, Lehrer, Gemeindeverantwortliche, Architekt usw, sollten sich zuerst einigen, wie der Schulhof später in etwa aussehen sollte. Erst wenn diese erwachsenen Beteiligten bereit sind, eine Änderung im Schulhof in Erwägung zu ziehen, sollte man die Kinder in die Planung einbeziehen. Kinder um ihre Meinung fragen, wenn von Anfang an fest steht, dass keine Umgestaltung erfolgen wird, heißt Kinder zu enttäuschen und sie nicht ernst zu nehmen. Damit wäre Sinn und Zweck einer Kinderpartizipation verfehlt. Wir waren der Meinung, dass man versuchen sollte, den Kinder die Planung und Durchführung des Schulprojektes begreifbarer zu machen. Zu diesem Zweck unternehmen die Kinder mit ihren LehrerInnen regelmäßige Begehungen der Schulbaustelle, um ihnen zu verdeutlichen, wie der Bau der Schule voranschreitet, wie die Schule aussehen wird und wie viele Menschen in diesem Projekt involviert sind.
Herr Marc Dieschbourg, Architekt der neuen Schule, erklärte sich bereit, einen Nachmittag lang, den Kindern Rede und Antwort zu stehen. Somit hatten alle die Gelegenheit, sich mit dem Projekt vertraut zu machen und eine kleine Vorstellung davon zu bekommen, wie aufwändig der Bau einer neuen Schule ist. |